Reisezeit
Juni 2025
Unsere Route
Rutka-Tartak – Rumsiskes – Kaunas – Bitėnai – Šiauliai – Dreverna – Klaipėda
Gefahrene Kilometer
ca. 1.100 km
Highlights
Grūtas-Park, Freilichtmuseum Rumsiskes, Kaunas Altstadt, Berg der Kreuze, Orvidų Sodyba, Ostseeküste bei Klaipėda
Kulinarik
Rustikale Küche mit vielen Kartoffel- und Fleischgerichten, hausgemachter Honigwein, Roggenbrot und leckere Backwaren in kleinen Dorfbäckereien
Tipp
Zeit einplanen für spontane Entdeckungen – viele Sehenswürdigkeiten liegen abseits der Hauptstraßen, und gerade dort erlebt man Litauen am authentischsten.

Litauen – Geschichte, Natur und stille Entdeckungen zwischen Seen und Meer
Mit dem Grenzübertritt von Polen nach Litauen begann ein neuer Abschnitt unserer Ostseeumrundung – und fast sofort auch ein Sprung in eine andere Welt. Die Straßen wurden schmaler, die Landschaft offener, die Dörfer wirkten verschlafen und friedlich. Erster Halt: der Grūtas-Park. Zwischen riesigen Lenin- und Stalin-Statuen wandelten wir durch ein Freilichtmuseum der Sowjetzeit – skurril, bedrückend und faszinierend zugleich. Es war, als würde man durch die Überreste einer vergangenen Ideologie spazieren.
Von dort ging es weiter nach Rumsiskes, wo wir auf dem Parkplatz des Freilichtmuseums einen Stellplatz für die Nacht fanden. Am nächsten Morgen erkundeten wir das Gelände zu Fuß: alte Holzhäuser, Mühlen, Bauernhöfe – ein Stück litauische Geschichte unter freiem Himmel. Besonders spannend war, wie detailreich das Leben auf dem Land zwischen 1900 und 1950 dargestellt wurde. Wer historische Atmosphäre mag, sollte sich dieses Museum nicht entgehen lassen.
Kaunas empfing uns mit Regen, Kopfsteinpflaster und Jugendstil. Während Evelyn durch Baumärkte streifte, kümmerte sich Dirk um Website und Videoarbeiten – Vanlife-Alltag eben. Abends gab es zur Belohnung ein warmes Essen in einer kleinen Strandbar am Fluss, dazu den typisch litauischen Mix aus Freundlichkeit und Pragmatismus. Kaunas hat Charme, gerade weil es sich nicht herausputzt – ein ehrlicher, lebendiger Ort zwischen Geschichte und Aufbruch.
Weiter nördlich erreichten wir Bitėnai, ein kleines Dorf an der Memel mit Blick auf den russischen Oblast Kaliningrad. Hier stand nicht Sightseeing, sondern Improvisation auf dem Plan: ein lockeres Auspuffblech musste provisorisch repariert werden. Danach blieb Zeit für eine ungewöhnliche Kunstinstallation – eine Open-Air-Galerie mit wettergegerbten Skulpturen, mitten im Gras. Direkt am Flussufer fanden wir schließlich einen Platz für die Nacht, begleitet vom Regen und dem Blick auf alte Fabrikruinen jenseits der Grenze.
Der nächste Tag führte uns zum „Berg der Kreuze“ bei Šiauliai, einem der bekanntesten Orte Litauens. Über 200.000 Kreuze in allen Größen und Materialien bedecken hier einen Hügel – ein stiller, mystischer Ort zwischen Glaube, Geschichte und Kunst. Besonders eindrucksvoll war der Besuch nach Einbruch der Dunkelheit: Im schwachen Licht der Lampen wirkte alles unwirklich, fast magisch.
Von dort aus ging es weiter Richtung Westen – vorbei an alten Alleen, dichten Wäldern und kleinen Dörfern. Das Wetter zeigte sich wechselhaft, und so wurde der Besuch des „Cold War Museum“ im Šaltojo karo muziejus eine gute Schlechtwetter-Alternative. Tief unter der Erde, in einem ehemaligen Raketenbunker, spürte man die Atmosphäre des Kalten Krieges – beklemmend und lehrreich zugleich.
Ein weiteres Highlight folgte ganz spontan: Der Besuch des „Orvidų Sodyba“, eines skurrilen Steingarten-Kunstprojekts, das sich irgendwo zwischen Museum, Märchenwald und spirituellem Rückzugsort bewegt. Der Weg dorthin war abenteuerlich – falsche Koordinaten, gesperrte Straßen, Waldpisten – aber genau das machte den Besuch so besonders.
In Dreverna an der Ostsee endete unsere Reise durch Litauen mit Wind, Werkstatt und Wellen. Eine lockere Schraube am Auspuff führte uns zu einer kleinen Werkstatt, wo kurzerhand Edelstahlwinkel gefertigt wurden – professionell, freundlich, unkompliziert. Danach blieb Zeit für einen Spaziergang durch Klaipėda, eine Stadt zwischen Industrie und Kultur. Alte Werftanlagen treffen hier auf Streetart, Holzskulpturen und das maritime Flair eines alten Hafens.
Litauen hat uns überrascht. Mit seiner Mischung aus Geschichte, Handwerk, Natur und kleinen Absurditäten ist es ein Land für Reisende, die gerne abseits der großen Touristenpfade unterwegs sind. Wer mit dem Expeditionsmobil kommt, findet hier Freiheit pur – einsame Stellplätze, offene Menschen und das Gefühl, ein Stück echtes Baltikum zu erleben.
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